Rohstoffmangel in der europäischen Industrie

Die Lage im europäischen Rohstoffsektor ist weiterhin angespannt. Vor einigen Wochen verwies ich noch auf die weitreichenden Auswirkungen des Halbleitermangels auf die deutsche Industrie. Doch Halbleiter sind nicht das einzige Erzeugnis an dem es der EU derzeit fehlt.

Im September vergangenen Jahres hat China einen Lieferstopp von Magnesium verhängt. Eine Gefährdung von deutschen Produzenten, insbesondere in der Automobil-, Stahl- und Aluminiumindustrie, wurde in Beantwortung meiner parlamentarischen Anfrage durch die Kommission anerkannt. Zwar könne die europäische Industrie ihre Versorgung mit Magnesium bis März 2022 sicherstellen, allerdings sind die Kosten hoch (z.T. 7 bis 10-fach) und Gewährleistungen gibt es ab April nicht mehr, so die Kommission.

China hat einen weltweiten Marktanteil von 87 Prozent in der Magnesiumsparte. Diese in den letzten Jahren etablierte Marktbeherrschung war nicht zuletzt ursächlich für die Aufnahme von Magnesium in die Liste der kritischen Rohstoffe der EU1 im Jahr 2017. Dennoch kam es zu keinem weiteren Aufbau strategischer Partnerschaften mit anderen Erzeugern von Magnesium, wie beispielsweise Kasachstan. Die fehlende Diversifikation von Handelsbeziehungen ist was uns in die Abhängigkeit und nun in eine Mangelsituation gebracht hat und wurde auch jüngst auf einer Konferenz des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss moniert. Das gilt auch unter Anerkennung der extremen Dominanz Chinas im Magnesium-Sektor und folglich der Schwierigkeit alternative Lieferanten zu finden.

Weitere Lösungen liegen auch in einer Verbesserung von Recycling-Prozessen und dem Aufbau eigener, europäischer Produktion.

1 https://ec.europa.eu/growth/sectors/raw-materials/areas-specific-interest/critical-raw-materials_en (nur auf Englisch verfügbar).